Kolbe-Illenberger

Emotions - Live in Bremen 1978

2021 CD MiG Music 02542

Ball in Play / Mittags im Hotel / G'schteinigt / Confusion and Tranquility / 5-Pfennig-Blues / Sommerabend / The Sycophantic Typewriter / Namenlos / Emotions / Gentle Steps / I Shot the Sheriff / Break / Waves / Music / These Boots are Made for Walking / Walzer

2021 DVD, 3 CDs MIG 90082

Peter Finger
Werner Lämmerhirt
Martin Kolbe & Ralf Illenberger

Titel Kolbe & Illenberger:

Free Man in 't Harde
G'schteinigt
Sommerabend
The Sycophantic Typewriter
Break
Emotions
Ball in Play
Music
Waves

Über diesen Link kann die Box bezogen werden: https://mig.lnk.to/rockpalastacoustic

Essentials

2017 2 CDs Timezone TZ1267

Break
G'schteinigt
Music
Namenlos
Waves
In der Halle des Bergkönigs
Sommerabend
What about the Nose?
Free Man in 't Harde
Walzer
Genève
Veits Tanz
Emotions
Ball in Play
Colouring the Leaves
Röckchen
Mittags im Hotel
Birdland
Andreas
Der fliegende Teppich
Saurian
Flieger
Tronic
Osterspaziergang
Das Wesen des Wassers
Warum 12?
Fun Tango
Happy Hour
5 vor 3/4 4
The Other Sides
Annalisa
Seven Seas

Da hält man plötzlich eine CD des Duos Kolbe/Illenberger in der Hand (besser gesagt eine Doppel-CD sogar!) und fängt unwillkürlich an zu rechnen: Wie lange ist das wohl her, dass man hart auf den Spuren der beiden Gitarreros war? Es muss wohl über 30 Jahre her sein, so ab den 80ern, als die Haare noch lang, die Schnäuzer frisch gekämmt und die Klamotten, auch die Socken, vorzugsweise weiß waren. Und im gleichen Atemzug kommen einem auch wieder die damaligen Parallelwelten in den Sinn: Büdi Siebert, Wolfgang Dauner, Ottmar Liebert, Friedemann … das waren noch Zeiten.

Martin Kolbe und Ralf Illenberger sind jetzt beide um die 60 und lassen mit diesem Doppler die Vergangenheit wieder auferstehen. Nicht umsonst nennt sich das Album „Essentials”, es geht hier nämlich um die Essenz dessen, was man in grauer Vorzeit, im jugendlichen Alter also, so gezaubert hat. Und das war, erst recht aus heutiger Sicht, mehr als erstaunenswert. Inzwischen weiß man das vielleicht noch mehr zu schätzen als damals.

Kolbe und Illenberger haben die ihrer Meinung nach wesentlichsten Stücke der gemeinsamen Karriere ein wenig recycelt, sprich neu gemastert und dadurch klanglich noch mehr herausgeholt, als das damals vielleicht möglich war. Aber schon seinerzeit ging es nicht darum, der Schnellste oder der Frickeligste zu sein. Vielmehr war ein orchestraler Sound und ein gitarrenmäßiger Wohlklang das Maß aller Dinge. Insofern sind die 32 hier wieder hervorgekramten Tracks erstaunlich jung geblieben und taugen auch heute noch sowohl als erste Referenz für etwaige Nachahmer, als auch als gelungenes Déjà-Vu für die Fans von einst, ganz ohne das ungute Gefühl eines wieder aufgewärmten kalten Kaffees.

sound & image, März 2017

2:1 Edition

1998 CD inakustik 4604

Opening
G'schteinigt
Music
Namenlos
Waves
Break
In der Halle des Bergkönigs
Sommerabend
What about the Nose?
Free Man in 't Harde
Walzer
Groove
Genève
Veits Tanz
Emotions
Ball in Play
Es wetterleuchtet
Colouring the Leaves

Waves / Colouring the Leaves

1995 CD Bell Records BLR 83751

Opening
G'schteinigt
Music
Namenlos
Waves
Break
In der Halle des Bergkönigs
Sommerabend
Free Man in 't Harde
Walzer
Groove
Genève
Veits Tanz
Emotions
Ball in Play
Es wetterleuchtet
Colouring the Leaves

Highlights

1991 CD Mood Records 33.611

Opening
G'schteinigt
Namenlos
Waves
Break
Sommerabend
Walzer
Veits Tanz
Emotions
Es wetterleuchtet
Colouring the Leaves
Happy Hour
Annalisa

7

1987 LP Mood Records 28.658

Happy Hour
5 vor 3/4 4
The Other Sides
Winterland
Annalisa
Fugato
Seven Seas

Guten Geschmack wird man diesen beiden Herren von Anfang bis Ende bescheinigen müssen, wenn sie, wie verlautet, mit ihrer neuesten LP zugleich ihren Schwanengesang zum Duo abliefern, „nach zehn Jahren und über 1.000 Konzerten in der ganzen Welt“, wie der Waschzettel zu „7“ powert. Das Duo Kolbe/Illenberger hat dennoch nie gezögert, eigene Entwicklungsschritte oder –tendenzen immer auch auf Platte zu dokumentieren, wobei die beiden sich mitunter ein ordentliches Stück von der reinen Gitarristik entfernt haben.

Mit „7“ liegt eine Art „Round-up“ vor, eine tour d’horizon, wenn man will, durch zehn Jahre Praxis vom rein akustischen Spielvergnügen bis zur Faszination an MIDI. Ihre große Stärke hier ist die Nutzung neuer Techniken zum Guten des akustischen Spiels. Manches wirkt dabei vom Musikalischen her allzu festgefahren in ostinate Figuren, sozusagen stabile Blöcke, arpeggierte Klischees. Dann wieder – natürlich: in „Fugato“ - zeigen sie doch, was insgesamt in ihnen steckt an großer Begabung zur Harmonisierung von strikter Form und hoher Musikalität, deren lyrische Dynamik dort wieder gründlich entschädigt.

Erstaunlich bei ihnen wieder die Klangfülle, diese Opulenz, die professionelle Sicherheit auch im Umgang mit dem Zubehör: Wirklich „maschinenhaft“ klingt bei ihnen nie etwas. Gott sei Dank dominiert immer die Liebe zum authentischen Gitarrensound.

Und insofern hat der ansonsten nicht eben einfallsreiche Waschzettel doch recht, wenn er in „7“ den Kreisschluss zu der beiden ersten Album „Waves“ erkennt. Ohne dieses souveräne Duo wird die bundesdeutsche Gitarrenlandschaft auch heute noch merklich ärmer sein.

Jazz Podium, November 1987

KID - Second Step (mit Wolfgang Dauner)

1985 LP Mood Records 28.646
1985 CD Mood Records 33.601

Annalisa
Der Barbier
Hibrylmneomnid
Damals
Fun Tango
Zen tri Fuge
Wendekreis des Steinbocks
Echnatons Lullaby

Die objektive Wertung: „Second Step“ versteht sich als Fortsetzung des von mir nach wie vor favorisierten Live-Albums „Live KID“, erreicht aber selten dessen lässige Beschwingtheit. Als Studioproduktion dafür makellos eingespielt und abgemischt, ein Hörgenuss erster Klasse. Kolbe/Illenberger bleiben das deutsche Gitarrenduo.

Die obligate Verbraucherberatung: Wer die Kolbe/Illenberger-Musik nicht kennt, sollte sich erstmal die Platten ohne Dauner zulegen, zum Beispiel „Flieger“. Für Fans ist „Second Step“ ein Muss, konzertanter, lyrischer, weniger dramatisch als der Vorgänger „Tronic“.

Die exklusive Hintergrundinformation: fehlt diesmal, es müssen ja nicht sämtliche Klischees der LP-Besprechung durchgehechelt werden.

Der persönliche Bezug: Ich warte immer noch auf die Disco, die den Mut aufbringt, eine funkgeladene Nummer von Kolbe/Illenberger wie „Fun Tango“ zu spielen. Ein Ouzo dem ersten, der’s mitkriegt!

Der perspektivische Ausblick: Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis die zwei für die Produktion einer Filmmusik auserkoren werden. Ein Grund mehr dann, ins Kino zu gehen.

andere zeitung, Juli 1985

Tronic

1983 LP Mood Records 28.646
1997 CD Injoy/in-akustik 73601

Tronic
Jungle City Junk Jive
Zen tri Fuge
Osterspaziergang
Der ewige Atem
Das Wesen des Wassers
Warum 12?
Frühstück im Park
11. 8. 1999

Es hört sich sehr schön an, was die beiden spielgewandten und erfindungsreichen Gitarristen sagen, nämlich, dass die Musik zu ihnen gekommen sei, „nicht wir zu ihr“. Und so sei es ihre Arbeit nur gewesen, „sich zu öffnen für das, was uns immer umgibt“. Solche Mystifizierungen sind recht beliebt, man kann alles auf etwas anderes schieben, etwa auf das, „was uns immer umgibt“. Aber natürlich machen die Musiker etwas mit dem, was sie von dort empfangen, und sie tun eine Menge. Sie haben eine blühende Klangphantasie, und eigentlich türmen sie ihre Musik mit Klängen von vielerlei (meist elektronisch verstärkten) Instrumenten auf, so lustvoll, dass die meist kurzen, häufig wiederholten Motiv-Strukturen davon dick überlagert werden. Die beiden Musiker haben das alles selbst gemacht, sie haben ihre Musik komponiert, gespielt, arrangiert, aufgenommen, gemischt. Schon die Titel dieser nervös-malerischen, engagierten Popmusik deuten das mythische Treiben – und die Musik als Kritik an: „Zen TRI Fuge“, „Der ewige Atem“, „Das Wesen des Wassers“, „Warum 12?“. Und das „Frühstück im Park“ ereignet sich bei saurem Regen im Entsorgungspark.

Die Zeit, April 1984

Flieger

1982 LP Wundertüte TÜT 111
1985 CD Wundertüte TÜT 72.111

Röckchen
Mauve
Rondo
Birdland
Blackmail
Andreas
Allemande
Der fliegende Teppich
Biman
Saurian
Flieger

Nach drei erfolgreichen Plattenproduktionen beim unabhängigen Jazz-Label Mood Records wechselte das Gitarrenduo Martin Kolbe und Ralf Illenberger zu „Wundertüte“, wo die beiden ihren ersten echten Alleinflug absolvieren. Bisher war ihr Entdecker und „Übervater“, der Jazzpianist Wolfgang Dauner, auch ihr ständiger musikalischer Begleiter. Der Luft- und Labelwechsel bekam den beiden offensichtlich gut, denn ohne Fremdbegleitung bewegen sich die beiden fast noch souveräner, mit noch gewagteren Figuren als bisher, auf dem spiegelglatten Parkett des Gitarrenduetts. Ihre Musik, eine vielfältige Verknüpfung verschiedener Stilelemente wie Folk, Klassik, Jazz und vor allem Rock, klingt manchmal natürlich, ebenso häufig aber elektronisch verfremdet bis hin zu sphärischen Dimensionen.

Stereoplay, Juni 1982

Live KID (mit Wolfgang Dauner)

1980 LP Mood Records 24.000

Free Man in 't Harde
Colouring the Leaves
Get Closer
The Sycophantic Typewriter
Break

Ich hör’ mir eigentlich schon lange keine Gitarrenmusik mehr an, vielleicht weil ich selbst zu lange so was gemacht habe, oder weil es nie etwas Neues gab. Mit der Zeit gehen einem dann diese „Wer ist der Schnellste im Ganzen Land“-Gitarristen nur noch auf die Nerven. Martin Kolbe und Ralf Illenberger sind glücklicherweise aus diesem Zug ausgestiegen. Sie finden auf ihrer dritten LP mit Wolfgang Dauner als Gastmusiker immer mehr zu ihrem eigenen Stil. Die ganze Platte ist live aufgenommen und man wundert sich des öfteren, dass hier wirklich nur zwei Gitarristen und ein Keyboarder am Werk sind. Kolbe/Illenberger machen eine schöne, meditative Musik, bei der man sich hinsetzen, zurücklehnen und bei Bedarf einen durchziehen sollte.

Ganz besonders gefällt mir „Get Closer“. Das ist eine Superkomposition, eine verrückte Mischung aus Reggae und Jackson Browne, in der die beiden zeigen, dass man mit zwei Gitarren eine ganze Band ersetzen kann. Sie bringen ihre Virtuosität sehr unaufdringlich ein und die angenehme Wärme des Gesangs macht „Get Closer“ zu einem wunderschönen Lied. Die beste Gitarrenplatte, die ich seit langer Zeit gehört habe.

Ketchup, Februar 1981

Colouring the Leaves

1979 LP Mood Records 23.700

Free Man in 't Harde
Walzer
Groove
Genève
Veits Tanz
Emotions
Ball in Play
Es wetterleuchtet
Colouring the Leaves

Sie kommen vom Folk, meiden weder Rockrhythmen in ihrer Musik noch Jazzmusiker an ihrer Seite. Doch aus der Enge von Schubfächern spielen sie sich schnell ins Freie. Die beiden Gitarristen Martin Kolbe und Ralf Illenberger haben einen ganz eigenen Duostil entwickelt, dessen gemeinsamer Nenner das gemeinsame Spielen ist. Nie begleitet einer geduckt die solistischen Alleingänge des anderen. Polyphonie fließt ihnen zu. Zart, aber haltbar ist das Netz, das sie wirken. Auf ihrer neuen Platte „Colouring the Leaves“ feiert das akustisch gezupfte, das unverstärkte Kollektiv seine leisen Triumphe, und wenn „Groove“ mit einer melodischen Wendung beginnt, die an das klassische „Softly as in a Morning’s Sunrise“ erinnert, dann spricht das Bände und zur Sache. Morgenkühle liegt über der Musik. Ein Stück mit dem schönen Titel „Veits Tanz“ steigert sich zwar über intrikaten Rhythmen, kriegt aber nie Schaum vor den Mund. Auch einen Walzer wagen sie. Manchmal gesellen sich der Bassist Eberhard Weber und der Klaviermann Wolfgang Dauner zu den beiden Gitarristen. Dann sättigt sich die Polyphonie mit einem ruhig atmenden, immer melodiösen Swing. Durchsichtig bleibt alles, und an Hörer mit etwas Durchblick wendet es sich auch.

Die Zeit, März 1980

Waves

1978 LP Mood Records 22.900
1985 CD Mood Records 33.603

Opening
G'schteinigt
Music
Namenlos
Waves
Break
In der Halle des Bergkönigs
Sommerabend
What about the Nose?

Martin Kolbe und Ralf Illenberger sind zwei junge Gitarristen (21) aus der Nähe von Stuttgart. Der erste Eindruck beim Hören: Die beiden sind so etwas wie siamesische Gitarrenzwillinge, so gut wie nicht unterscheidbar, ein glänzend eingespieltes Team. Zweiter Eindruck, hoffentlich nicht nur für Gitarristen: Hier wird exzellente handwerkliche Verarbeitung geboten. Und zwar von jener unaufdringlich-soliden Art, bei der auch das Virtuose noch selbstverständlich wirkt.

An der angenehm-gelassenen Grundstimmung, die diese Musik hinterlässt, hat der vorzügliche Sound der Platte einen wesentlichen Anteil. Der klare und tiefe Klang der Instrumente hat etwas durchaus Hypnotisches. Kurze Streifzüge durch die Grenzgebiete des Kitsches kann sich die aufgeklärte Schönheit dieser Musik locker erlauben. Zurück kommt sie allemal.

Volker Kriegel, Juni 1978