Kolbe-Illenberger

R e z e n s i o n e n

Akustik Gitarre 4/2017

Kolbe & Illenberger
Essentials
Eine einzige lockere Session mit dem Typ aus dem Nachbarort, von dem es hieß, er spiele ganz ähnlich Gitarre wie er selbst - schon war es um die Solokarriere von Martin Kolbe geschehen. War der gerade noch auf dem Weg zum jungen Fingerpicking-Helden beim Stockfisch-Label, so wurde er unversehens Teil eines Duos mit Ralf Illenberger, das die Gitarrenwelt der späten Siebzigerjahre schlagartig umkrempelte: Statt hemdsärmeliger Solostücke in quasi selbstgestrickter Klangqualität schufen die beiden unerhörte fliegende Teppiche, auf denen ihre Zuhörer in luftige Sehnsuchtsgefilde dahinschwebten. Was da so betörte, war einerseits die schier unglaublich enge Verzahnung zweier Hochgeschwindigkeits-Fingerpicking-Akustikgitarristen, die sich in blindem Verständnis irgendwo zwischen Jazz, Folk und Pop gesucht und gefunden hatten; zum anderen bettete man deren Aufnahmen so geschickt in hallig-transparente Klangräume, dass diese Musik zum Abheben durchaus einen langfristigen Weg in die New-Age-Ästhetik hätte weisen können. Aber meist trägt das Schöne ja den Keim seines Untergangs schon in sich. Kolbe & Illenberger waren in ihrer Art dermaßen früh- und sofortvollendet, dass glaubwürdige und gelungene künstlerische Weiterentwicklung schwierig blieb; zugleich förderte der Riesenerfolg der beiden, verbunden mit rastlosem Touren und Kreativsein, bei Kolbe die bipolare Störung, die eine weitere Zusammenarbeit mit ihm letztlich unmöglich machte. Hier finden sich nun - endlich - auf zwei CDs in liebevoller Verpackung die von beiden Musikern ausgesuchten besten Titel des Duos in hochwertiger digitaler Aufbereitung. Und was einen da sofort wieder packt, das ist nicht einfach Nostalgie; das ist Qualität und Kreativität.
Michael Lohr


Gitarre & Bass 6/2017

Zwischen den Stühlen und Stilen waren sie in den 70er-Jahren sehr erfolgreich und brachten die akustische Gitarre als flexibles Instrument jenseits der Wandervogelschrammelei ins mitteleuropäische Teppichtaschenträger-Alternativ-Bewusstsein: MARTIN KOLBE & RALF ILLENBERGER haben bis in die 80er wahrscheinlich mehr für die Popularität unseres Lieblings-Instruments getan, als die meisten anderen Musiker der westlichen Hemisphäre. Jetzt liegen die 32 wichtigsten Titel der beiden Musiker als Doppel-CD vor: ESSENTIALS. Schöne Gitarrenmusik zwischen Folk, Klassik, Jazz, Pop, Rock...
Josef Urbanek



folker.de, April 2017

Martin Kolbe & Ralf Illenberger: Essentials
Prall gefüllt, mehr als zweieinhalb Stunden Musik aus den Jahren 1978 bis 1987 – ein echtes Fest für Kolbe-Illenberger-Fans der ersten Stunde sowie für alle Freunde erstklassiger akustischer Gitarrenmusik. Bis heute unerreicht in ihrem kreativen Output und noch immer in vielerlei Hinsicht innovativer als vieles, was sich derzeit auf der Steelstringszene tummelt.
folker.de


Sound & Image, März 2017

Da hält man plötzlich eine CD des Duos Kolbe/Illenberger in der Hand (besser gesagt eine Doppel-CD sogar!) und fängt unwillkürlich an zu rechnen: Wie lange ist das wohl her, dass man hart auf den Spuren der beiden Gitarreros war? Es muss wohl über 30 Jahre her sein, so ab den 80ern, als die Haare noch lang, die Schnäuzer frisch gekämmt und die Klamotten, auch die Socken, vorzugsweise weiß waren. Und im gleichen Atemzug kommen einem auch wieder die damaligen Parallelwelten in den Sinn: Büdi Siebert, Wolfgang Dauner, Ottmar Liebert, Friedemann … das waren noch Zeiten.

Martin Kolbe und Ralf Illenberger sind jetzt beide um die 60 und lassen mit diesem Doppler die Vergangenheit wieder auferstehen. Nicht umsonst nennt sich das Album „Essentials”, es geht hier nämlich um die Essenz dessen, was man in grauer Vorzeit, im jugendlichen Alter also, so gezaubert hat. Und das war, erst recht aus heutiger Sicht, mehr als erstaunenswert. Inzwischen weiß man das vielleicht noch mehr zu schätzen als damals.

Kolbe und Illenberger haben die ihrer Meinung nach wesentlichsten Stücke der gemeinsamen Karriere ein wenig recycelt, sprich neu gemastert und dadurch klanglich noch mehr herausgeholt, als das damals vielleicht möglich war. Aber schon seinerzeit ging es nicht darum, der Schnellste oder der Frickeligste zu sein. Vielmehr war ein orchestraler Sound und ein gitarrenmäßiger Wohlklang das Maß aller Dinge. Insofern sind die 32 hier wieder hervorgekramten Tracks erstaunlich jung geblieben und taugen auch heute noch sowohl als erste Referenz für etwaige Nachahmer, als auch als gelungenes Déjà-Vu für die Fans von einst, ganz ohne das ungute Gefühl eines wieder aufgewärmten kalten Kaffees.